Innere Stress-Faktoren herausfinden

Übung
Stress ist ein Phänomen, das jeder von uns kennt. Dabei reagieren Menschen sehr unterschiedlich auf bestimmte Belastungen. Während Belastungen bei den einen Stress auslösen, erleben andere diese als pures Vergnügen. Das individuelle Empfinden von Stress hängt von vielen Faktoren ab. Fest steht: Stress ist eine normale körperliche Reaktion auf psychische oder körperliche Belastungen.
Wenn Stress zum Dauerzustand wird und Entspannungsphasen ausbleiben, solltest du handeln. Ein wichtiger Schritt ist es herauszufinden, welche inneren Faktoren deinen Stress verursachen.
Bei den inneren Faktoren handelt es sich meist um tief verinnerlichte Glaubenssätze, die uns oft gar nicht klar bewusst sind. Sie bestimmen aber, wie wir unter Druck reagieren. Nach dem Psychologen Rolf Rüttinger spricht man von sogenannten Antreibern.
Antreiber sind nicht grundsätzlich schlecht, sondern haben viele positive, nützliche Eigenschaften. Sie werden dann zu einem Problem, wenn wir sie immer und überall anwenden, d.h. auch in Situationen, in denen sie rational und objektiv betrachtet keinen Sinn machen.
Die fünf häufigsten Antreiber sind nachfolgend beschrieben. Um herauszufinden, welche Antreiber bei dir die größte Auswirkung haben, achte im Folgenden darauf, in welcher Beschreibung du dich am ehesten wiederfindest. Zusätzlich kannst du als Selbsttest bewerten, welche der jeweils aufgelisteten Aussagen auf dich zutreffen. Bewerte jede wahre Aussage mit einem Punkt und zähle die Punkte zusammen, um den Einfluss der verschiedenen Antreiber zu vergleichen. So findest du heraus, welche Antreiber dich am stärksten beeinflussen.

"Sei perfekt!"

Der Drang zum Perfektionismus hilft uns, sehr gute Leistungen zu erbringen, präzise und sorgfältig zu arbeiten. Bei einer zu starken Ausprägung entsteht jedoch ein Bedürfnis übermäßiger Kontrolle über unsere Umwelt und andere Menschen, sowie eine übermäßige Angst vor Fehlern.
  • Ich liefere einen Bericht erst ab, wenn ich ihn mehrere Male überarbeitet habe.
  • Ich versuche, die an mich gestellten Erwartungen zu übertreffen.
  • Ich kümmere mich um viele Details persönlich.
  • Es fällt mir schwer, Leute zu akzeptieren, die nicht präzise genug sind.
  • Wenn ich eine Arbeit mache, dann mache ich sie gründlich.
  • Ich sollte viele Aufgaben noch besser erledigen.
  • Ich kümmere mich persönlich auch um nebensächliche Dinge.
  • Ich sage oft „genau“, „exakt“, „klar“, „logisch“ und ähnliche Wörter.

"Beeil dich!"

Ein Sinn für Dringlichkeit ist sehr hilfreich bei der zügigen Erledigung von Aufgaben, dem Einhalten von Terminen und Deadlines. Eine übermäßige Ausprägung jedoch erzeugt ein konstantes Gefühl gehetzt zu sein, nie alles zu schaffen und viel zu verpassen.
  • Ich bin ständig auf Trab.
  • Leute, die herumtrödeln, regen mich auf.
  • Aufgaben erledige ich möglichst schnell.
  • Ich schätze es in Gesprächen, wenn andere schnell zum Punkt kommen.
  • Ich bin ungeduldig.
  • Bei Gesprächen unterbreche ich die anderen oft.
  • Ich sage oft zu anderen: “Das muss schneller gehen!”
  • Ich versuche häufig, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen.

"Streng dich an!"

Leistungswille, Durchhaltevermögen und Motivation sind sehr gute Komponenten für Erfolg. Die inneren Antreiber werden jedoch zum Problem, wenn Arbeit keinen Spaß mehr machen darf und jede Tätigkeit, auch in der Freizeit, eine anstrengende Herausforderung sein muss.
  • Es fällt mir schwer, mich auszuruhen und einfach nur zu genießen.
  • Ich sage häufig: “Es ist schwierig, das so genau zu sagen.”
  • Um etwas zu erreichen, lasse ich nicht locker.
  • Erfolge müssen hart erarbeitet werden.
  • Leute, die unbekümmert in den Tag hineinleben, kann ich nur schwer verstehen.
  • Wenn ich eine Aufgabe begonnen habe, führe ich sie auch zu Ende.
  • Ich strenge mich an, um meine Ziele zu erreichen.
  • Ich glaube, dass die meisten Dinge nicht so einfach sind, wie viele meinen.

"Mach es allen recht!"

Sorge um Mitmenschen, Empathie und Hilfsbereitschaft sind wertvolle Attribute für starke zwischenmenschliche Beziehungen. Wenn die eigenen Wünsche und Bedürfnisse dahinter jedoch immer weiter zurück bleiben, die Furcht vor Zurückweisung Beziehungen bestimmt und nein sagen schwer fällt, wird das zur Belastung.
  • Menschen, die mit mir zu tun haben, sollen sich wohl fühlen.
  • Ich sage oft mehr als eigentlich nötig wäre.
  • Ich bin diplomatisch.
  • Bei Diskussionen nicke ich häufig mit dem Kopf.
  • Ich stelle meine Wünsche und Bedürfnisse zugunsten anderer zurück.
  • Es ist für mich wichtig, von anderen akzeptiert zu werden.
  • Es ist mir unangenehm, andere Menschen zu kritisieren.
  • Ich versuche oft herauszufinden, was andere möchten, um mich danach zu richten.

"Sei stark!"

Emotionale Stärke und eine gewisse Kontrolle über die eigenen Gefühle können gerade in Krisenzeiten viel Halt geben, insbesondere auch für andere. Gefühle auch mal zeigen zu können ist jedoch sehr wichtig, um starke Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Ein zwanghaftes Unterdrücken von Emotionen ist ungesund.
  • Ich zeige meine Schwächen nicht gern.
  • Ich habe eine harte Schale aber einen weichen Kern.
  • Ich löse meine Probleme lieber allein.
  • Für dumme Fehler habe ich wenig Verständnis.
  • So schnell kann mich nichts erschüttern.
  • Es fällt mir schwer, Gefühle zu zeigen.
  • Meine Probleme gehen die anderen nichts an.
  • Im Umgang mit anderen bin ich auf Distanz bedacht.
Wenn du herausgefunden hast, welche der Antreiber bei dir am stärksten sind, kannst du in den weiteren Beiträgen zum Thema Stress herausfinden, wie du deinen Umgang mit Belastungen verbessern kannst.
Ein Hinweis zum Abschluss: Die meisten Menschen haben viele Antreiber, die sich auch von Situation zu Situation unterscheiden oder über die Zeit verändern können. Es kann daher sinnvoll sein, diesen Selbsttest in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, um Veränderungen festzustellen - und auch, um deinen Fortschritt festzuhalten.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.