Mit inneren Konflikten umgehen

Übung
Schlaflose Nächte, körperliche Leiden, endloses Grübeln und innere Unruhe – wer kennt sie nicht, die Symptome eines inneren Konflikts? Doch was führt zu diesem inneren Zwiespalt? Vielleicht sind es unsere eigenen Ansprüche, der Wunsch nach Perfektion oder die Belastung durch wichtige Entscheidungen. In dieser Übung erfährst du, welche Dynamik hinter inneren Konflikten steckt und wie du diese aufbrechen und bewältigen kannst.

1. Den inneren Konflikt bewusst machen

Im ersten Schritt ist es ratsam, sich zunächst des inneren Konflikts bewusst zu werden. Dies kannst du erreichen, indem du dir beispielsweise folgende Fragen beantwortest:
  • Was beschäftigt mich aktuell?
  • Womit bin ich unzufrieden?
  • Wo bin ich vielleicht hin- und hergerissen, weil meine inneren Stimmen sich nicht einigen können?
  • In welchen Situationen verhalte ich mich anders, als ich es möchte?
  • Welche schwierige Entscheidung steht an?
Hinweis: In jedem bzw. jeder von uns existiert ein Chor von Stimmen. Sie sprechen Sätze, die wir verinnerlicht und uns zu eigen gemacht haben. Häufig sind diese ein Echo vergangener Erfahrungen oder Beziehungen. Es ist daher völlig normal, diese inneren Konflikte zu erleben – sie gehören einfach zum menschlichen Dasein dazu.

2. Die inneren Stimmen identifizieren

Um diese inneren Stimmen besser zu verstehen, ist es im zweiten Schritt hilfreich, sie aufzuschreiben und zu benennen. Stelle dir hierfür die folgenden Fragen:
  • Welche inneren Impulse oder Stimmen verspüre ich?
  • Was will mir diese innere Stimme sagen?
Nachdem du deine Antworten notiert hast, kann es darüber hinaus hilfreich sein, eine personalisierte Bezeichnung für die Stimme zu wählen, z.B.:
  • „die Zuversichtliche“
  • „der Angsthase“
  • „der Antreiber”
  • „der Verständnisvolle”
  • „die Lösungsorientierte”
Beispiel: Stell dir vor, du stehst vor der Entscheidung, ob du eine neue berufliche Chance ergreifen solltest, obwohl diese mit einem Umzug verbunden ist. Die „zuversichtliche” Stimme sagt dir, dass du die Herausforderung meistern kannst, während der „Angsthase” dir von den Risiken und Ängsten erzählt.

3. Die Perspektive wechseln

Da du dir nun deiner inneren Stimmen bewusst geworden bist, ist es an der Zeit, im dritten Schritt einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Dieser Schritt ermöglicht es dir, eine objektivere Sichtweise zu entwickeln, indem du die verschiedenen Standpunkte deiner inneren Stimmen betrachtest. Die nachfolgenden Techniken helfen dir dabei:
  • Unterschiedliche Standpunkte visualisieren: Stelle dir vor, dass du an einem Tisch mit mehreren Stühlen sitzt, wobei jeder Stuhl eine deiner inneren Stimmen repräsentiert. Setze dich gedanklich auf jeden Stuhl und versetze dich in die Position der jeweiligen Stimme. Frage dich: Was sind ihre Beweggründe? Welche Ängste, Bedürfnisse oder Werte stecken dahinter?
  • Aus verschiedenen Perspektiven schreiben: Wähle eine der inneren Stimmen aus und schreibe aus ihrer Perspektive. Verwende dabei die Ich-Form und drücke ihre Gedanken, Gefühle und Überzeugungen aus. Wechsle anschließend zu einer anderen inneren Stimme und wiederhole den Prozess. Auf diese Weise erhältst du einen tieferen Einblick in die verschiedenen Standpunkte.
  • Einen inneren Dialog führen: Stelle dir vor, dass du eine Diskussion zwischen den verschiedenen inneren Stimmen führst. Lasse sie miteinander sprechen und argumentieren. Frage jede Stimme nach ihren Bedenken und höre ihnen aufmerksam zu. Reflektiere anschließend die Diskussion und betrachte die verschiedenen Standpunkte aus einer übergeordneten Perspektive.
  • Nach Gemeinsamkeiten und Lösungsansätzen suchen: Nachdem du die verschiedenen Perspektiven deiner inneren Stimmen betrachtet hast, frage dich, ob es Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gibt oder ob du bereits mögliche Lösungsansätze erkennen kannst. Indem du die Standpunkte der inneren Stimmen zusammenführst und nach Kompromissen suchst, kannst du neue Wege finden, mit deinem inneren Konflikt umzugehen.
Durch diesen Perspektivwechsel kannst du neue Erkenntnisse gewinnen und konstruktiv mit deinen inneren Stimmen umgehen. Probiere die verschiedenen Techniken doch einfach mal aus und finde heraus, welche für dich und deine inneren Konflikte am besten funktionieren!

In diesem Beitrag hast du die 3 Schritte der Auseinandersetzung mit inneren Konflikten kennengelernt. Dabei ist es wichtig, dir stets bewusst zu machen, dass jede Stimme in dir das Recht hat, gehört zu werden – doch letztendlich liegt es an dir, welcher Stimme du Beachtung schenkst. Sollten negative Stimmen überhandnehmen, erinnere dich an die Übungen, die du hier gelernt hast, und lenke deine Aufmerksamkeit bewusst auf die positiven Aspekte. Bedenke dabei, dass jede Stimme nur einen Teil von dir repräsentiert und du die Kontrolle darüber hast, wie du mit ihnen umgehst.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.