Dinge weniger persönlich nehmen

Übung
Stelle dir einmal die folgenden Situationen vor:
  • Auf deinem Weg zur Arbeit fährt dir ein Auto immer wieder dicht auf.
  • Du hast extra für ein Meeting mit deiner Kollegin andere Termine verschoben, doch die Kollegin sagt die Besprechung wenige Minuten vorher ab.
  • Du stellst fest, dass ein Kollege während deiner Präsentation, in die du viele Stunden investiert hast, wiederholt in sein Handy tippt.
Was geben dir diese Situationen für ein Gefühl? Vermutlich fühlst du dich in allen drei Situationen verärgert, gekränkt oder sogar zurückgestoßen. Doch warum ist das so? Der erste Gedanken-Impuls ist häufig: „Ich fühle mich schlecht wegen der anderen Person. Sie hätte sich anders verhalten müssen”. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese Art zu denken dich nicht wirklich weiterbringt und dich in erster Linie Energie kostet. Energie, die du in sinnvollere Dinge investieren könntest. Daher erhältst du in diesem Beitrag einige Strategien, die dir dabei helfen können, Dinge zukünftig weniger persönlich zu nehmen.

Situation hinterfragen

Bei dieser Strategie hinterfragst du, ob es in der Situation wirklich um dich geht und ob die negativen Absichten, die du der anderen Person unterstellst, wirklich wahr sind. Schaue dir hierzu noch einmal das dritte Beispiel vom Anfang an und frage dich, welche positiven Absichten hinter dem Verhalten deines Gegenübers stecken könnten. Denn vielleicht hat der am Handy tippende Kollege gerade eine sehr wichtige Nachricht erhalten. Oder er ist so interessiert an deiner Präsentation, dass er fleißig Notizen in seinem Smartphone macht. Wenn du auf diese Art versuchst, eine mögliche positive Intention zu sehen, bringst du leichter Verständnis auf und empfindest so weniger negative Gefühle. Auf das erste Beispiel bezogen kannst du dir so ebenfalls Folgendes denken: „Der Autofahrer, der mir zu dicht auffährt, ist wahrscheinlich gerade in ziemlicher Eile. Vielleicht gibt es einen Notfall in der Familie, zu dem er muss. Oder er hat ein wichtiges Bewerbungsgespräch”.

Diese positive Intention der anderen Person zu sehen ist nicht immer ganz leicht. Wenn zum Beispiel zwei Kolleg:innen zu dir herüber schauen und in dem Moment anfangen zu lachen, ist dein spontaner Gedanke wahrscheinlich: „Die lachen gerade über mich.“ Die Alternative in Erwägung zu ziehen und dir z.B. zu sagen, „Moment, wahrscheinlich lachen die beiden gerade über etwas ganz anderes“, ist dagegen deutlich anstrengender. Denn dabei musst du gegen deinen spontanen Impuls arbeiten. Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich diese Denkweise trainieren lässt. Je häufiger du das tust, umso leichter wird es dir mit der Zeit fallen.

Gefühle reflektieren

Manchmal gelingt es trotz aller Mühen einfach nicht, die positive Intention zu sehen, und du nimmst es doch persönlich. In diesem Fall kann es sein, dass es tatsächlich um dich geht, genauer gesagt um deine Unsicherheit. Die Gefühle haben ihren Ursprung oft darin, dass du verunsichert bist oder Angst hast, etwas falsch gemacht zu haben. Oft nehmen wir nämlich dann Dinge persönlich, wenn dadurch ein Punkt berührt wird, den wir selbst an uns nicht mögen oder an dem wir zweifeln. Womöglich basiert dieser auf negativen Glaubenssätzen, die wir oft schon in der Kindheit verinnerlicht haben, wie Ich bin nicht gut genug oder Ich werde nur geliebt, wenn ich keine Fehler mache.

Wenn du solche negativen Gedanken feststellst, sei mitfühlend mit dir selbst und korrigiere die negativen Glaubenssätze – zum Beispiel indem du dir bewusst machst, was du alles schon Tolles geschafft hast. Dabei geht es vor allem darum, aktiv den Selbstwert zu stärken. Im nächsten Schritt sagst du der anderen beteiligten Person, wie du dich mit ihrem Verhalten fühlst, ohne diese dabei zu beschuldigen. Zum Beispiel kannst du sagen: „Ich habe mich sehr darüber geärgert, dass du unseren Termin so kurzfristig abgesagt hast.“ Durch den Austausch lassen sich viele Situationen im Nachhinein klären und du gehst mit einem besseren Gefühl heraus. Achte jedoch darauf, dass du das Gespräch mit etwas zeitlichem Abstand suchst, anstatt in der Situation selbst.

Probiere in der nächsten Zeit die genannten Strategien für dich aus. Wenn du das nächste Mal merkst, dass du etwas persönlich nimmst, frage dich zum Beispiel:
  • Geht es wirklich um mich?
  • Welche gute Absicht könnte mein Gegenüber damit verfolgen?

Gelingt dir dies nicht, solltest du deine negativen Glaubenssätze prüfen, korrigieren oder das Gespräch aufsuchen. So werden dir diese Strategien dabei helfen, in Zukunft die Dinge nicht mehr so persönlich zu nehmen und dein Selbstwertgefühl zu stärken. Falls du dich mehr mit dem Thema beschäftigen möchtest, stehen dir hierzu weitere Beiträge in der Mediathek zur Verfügung. Selbstverständlich kannst du bei Problemen oder Fragen auch die hier aufgeführten Ansprechpersonen kontaktieren.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.